Freitag, 9. Dezember 2011

Rovaniemi & das Weihnachtsmanndorf

Unser Auslandssemester hier neigt sich bald dem Ende zu: nur noch 8 Tage und dann geht es schon wieder zurück nach Hause. Als letzten großen Trip stand bei uns deshalb pünktlich vor der Weihnachtszeit die Reise zum Polarkreis und zum Weihnachtsmann an (auch wenn Theresa ständig nach dem Christkind Ausschau gehalten hat ;) ) an. Am Montag sind wir gegen 10 Uhr nach Rovaniemi geflogen, das ist quasi das Tor zu Lappland und liegt nicht weit von Napapiiri, was Polarkreis auf Finnisch heißt. Direkt auf dem Polarkreis liegt das Weihnachtsmanndorf (Santa Claus Village), wo der Weihnachtsmann 365 Tage im Jahr anzutreffen ist. Er wohnt allerdings nicht dort, sondern empfängt nur Besucher da. Auch der Polarkreis liegt nicht unbedingt genau dort, da der über die Jahre wandert und sich die Koordinaten mehr oder wenig ständig ändern. Aber das ist ja alles nicht so wichtig, die Hauptsache ist ja, dass man "IHN" dort antreffen kann :)

Wir waren dann also gegen Mittags in Rovaniemi und sind gleich positiv überrascht worden: mit SCHNEE. Wir hatten ja fast nicht mehr an die weiße Pracht hier in Finnland geglaubt, da die Leute, die vor uns nach Lappland gefahren sind, von wenig bis kaum Schnee berichtet hatten. Aber wenigstens in der Hinsicht wurden wir belohnt, es hat doch fast die Hälfte der Zeit während unseres 2-tägigen Aufenthaltes geschneit :) Wir sind dann mit einer Art Flughafentaxi durch die Stadt kutschiert und nach einer schier endlosen Fahrt doch noch bei unserem Hotel bzw. Gasthaus angekommen. Es war ganz ok und hat seinen Zweck fürs Übernachten wohl erfüllt - das Frühstück war jedenfalls sehr lecker und bis in die Stadt waren es auch nur 10-15min zu Fuß. Das haben wir dann auch gleich am Montag gemacht, rein in die Stadt und erstmal erkundigen, was man alles so machen kann. Nach einer Weile sind wir dann in das Artikum, eine Art Museum und Wissenschaftszentrum in einem, wo man die Kultur und Lebensweise der Bewohner der nördlichen Hemisphäre bestaunen kann. Wir waren wohl ungefähr 2,5h in dem Museum und haben verschiedene Ausstellungen, Videos, Bilder und sonstige Sachen über die Sami (quasi Ureinwohner Lapplands), die nordischen Tiere und die Geschichte Rovaniemis (und noch vieles weitere) angeschaut. Währenddessen schneite es draußen munter weiter, fast 5cm Neuschnee, was jetzt für Alteingesessene nicht viel sein mag, aber wir haben uns zumindest über die Tatsache gefreut, dass es überhaupt schneit. 

Danach war es schon ziemlich dunkel, da im Norden die Sonne so gegen 10 Uhr auf- und gegen 14 Uhr wieder untergeht - schon beeindruckend. Wir waren dann in ein paar Geschäften und haben uns die eine größere Einkaufsstraße in Rovaniemi angeschaut ... viel mehr kann man dort nicht machen, da die Stadt im Winter sehr von Schnee abhängig ist und die meisten ihrer Aktivitäten (wie diverse Safaris mit Huskies, Rentieren, Polarlichtern, usw.) darauf ausrichtet. Es war dieses Jahr ungewöhnlich, dass der Schnee erst so spät kam; normalerweise ist die Stadt schon ab November tief verschneit. Naja, was globale Erwärmung alles möglich machen kann ;) ... Sonst haben wir dann Abends eine riesig-große, aber super-billige Pizza gegessen, danach sind wir satt und zufrieden zurück ins Hotel. Später am Abend bzw. in der Nacht haben wir uns auf die Suche nach den Nordlichtern gemacht: allerdings war es aufgrund des Schnees tagsüber noch ziemlich bewölkt, auch wenn der Himmel ab und zu aufgeklart hat ... die Rezeptionistin hat uns einen Aussichtspunkt 3km weiter entfernt empfohlen, aber sie war ziemlich skeptisch, ob wir welche sehen würden. Wir sind dann nach ungefähr dem 3/4 der Strecke umgekehrt, da es doch ziemlich kalt war und der Himmel nicht wirklich klar wurde :( Wenn man allerdings bedenkt, dass die Leute in Rovaniemi schon seit Wochen auf Schnee hoffen, sind wir doch froh, wenigstens den zu haben (auch wenn er mehr oder weniger der Grund ist, warum wir keine Nordlichter sehen konnten). Wir haben zudem im Arktikum-Museum ein Video und viele Bilder über die Lichter gesehen ... als Ersatz muss das halt reichen.

Auf dem Rückweg in unser Hotel sind wir dann an der Kirche vorbeigekommen und haben dann dort einen schaurig schönen Friedhof entdeckt - mit ganz vielen echten Kerzen die in Reih und Glied brannten ... leider wussten wir nicht wieso und warum, aber es war schön anzuschauen. Wahrscheinlich waren es die Gräber von finnischen Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg. Die Stadt wurde während diesem von den Deutschen komplett zerstört; beim Wiederaufbau wurde die Stadt von einem finnischen Architekten so angelegt, dass die Straßen mit viel Fantasie von oben betrachtet den Kopf eines Rentiers ergeben (nur mal so als lustiger Fakt nebenbei). Gegen 1 oder 2 Uhr waren wir dann endlich im Bett.

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück auf zum Bahnhof, wo uns ein Bus zum Santa Claus Village brachte. Das war am Dienstag, also dem 6. Dezember - Nikolaustag!!! Finnland feiert an diesem Tag allerdings seinen Unabhängigkeitstag, es war also offiziell Feiertag, außer natürlich im Weihnachtsmanndorf :) Ziemlich bald nach unserer Ankunft gegen 11 Uhr sind wir dann auch gleich zum Haus von Santa Claus und haben nach nur 10min Anstehen dann den Weihnachtsmann (auf Finnisch: Joulupukki) getroffen. Sein Haus ist ziemlich beeindruckend, man sieht ein altes Zahnradwerk, wahrscheinlich ein Uhrwerk, was langsamer tickt als normal - das soll den Eindruck vermitteln, dass die Zeit beim Weihnachtsmann langsamer abläuft als normal, damit er so Zeit hat, alle Kinder auf der Welt an einem Tag/Nacht zu beschenken. Wir hatten einen wirklich freundlichen und nett aussehenden Weihnachtsmann, der natürlich auch Deutsch sprechen konnte :) Theresa und ich haben abwechselnd einzeln und dann gemeinsam ein Foto mit ihm gemacht, während er uns gefragt hat wo wir herkommen und mir dann natürlich versichert hat, dass er mich am 24. Dezember wieder sieht. Ich hab mich echt gefreut wie ein kleines Kind. Weihnachten ist ja doch immer etwas besonderes, vor allem bei uns zuhause, wo  der Weihnachtsmann selbstverständlich jedes Jahr vorbei schaut :) Es ist also schon etwas wie ein kleiner Kindertraum und es ist alles wirklich sehr schön inszeniert. Den Realitätsschlag trifft einen erst dann, wenn man die Preise für das Foto sieht, welches die freundlichen Elfen für einen gemacht haben ... €25 für ein großes Foto, €49 für einen USB-Stick mit einem Foto und Video, und so gehen die Preise weiter munter nach oben bis €89, das war glaub ich das höchste. Naja, sowas macht man ja nur einmal im Leben, also haben Theresa und ich je ein Bild von uns einzeln mit dem Weihnachtsmann genommen.

Danach sind wir weiter durch ein paar Souvenirshops bis raus vor das Weihnachtsmannhaus, wo der Polarkreis sein sollte. Auf dem Boden ist normalerweise ein Schriftzug in mehreren Sprachen, der das besagt, aber durch eine schöne weiße Schneedecke war der natürlich nicht sichtbar, und so blieben uns die Laternenpfahle als Anhaltspunkt. Wir sind dann zum Spaß mehrmals über diese imaginäre Linie gesprungen - wenn man etwas Geld übrig hat, kann man sich wohl beim Informationsstand des Dorfes ein Zertifikat holen, was einem bestätigt, dass man den Polarkreis überquert hat. Irgendwo hab ich dann auch gelesen, dass wenn man diese Linie überquert, einem ein Jahr vom geistigen Alter genommen wird ... wieso, weshalb, warum, keine Ahnung. Dann sind wir weiter zum Postamt des Weihnachtsmannes, wo wir beide erstmal fleißig Postkarten geschrieben haben - denn jeder Brief und jede Karte, die dort verschickt werden, tragen den offiziellen Poststempel des Weihnachtsmannes ... bald können sich also ein paar ausgewählte Leute über Post freuen :) Wir haben dort ziemlich lang verbracht und die ausgestellten Briefe der Kinder an den Weihnachtsmann bestaunt. Unter anderem hängt dort eine Tafel, die folgendes besagt: "Der Weihnachtsmann hat bis jetzt ungefähr 15 Millionen Briefe von 198 verschiedenen Ländern erhalten. Zur Weihnachtszeit kann er bis zu 32.000 Briefe am Tag(!!!) erhalten. Die Top 6 Länder unter den Schreibern sind: 1. Großbritannien, 2. Italien, 3. Rumänien, 4. Polen, 5. Finnland, 6. Japan. Zu Weihnachten im Jahr 2010 hat der Weihnachtsmann fast 620.000 Briefe erhalten" ... Wahnsinn, oder? Dort gibt es dann auch eine Wand mit den Ländern der Welt, wo die Briefe von fleißigen Wichteln und Elfen einsortiert werden.

Danach sind wir weiter zu den Huskies; es gab in der Nähe eine Husky-Farm mit fast 70 Hunden, von denen man ein paar in ihren Gehegen und am Gespann anschauen und anfassen durfte. Wir haben dort wahrscheinlich fast 1h verbracht, mit Fotos machen und Huskies knuddeln. Wir haben sie auch zweimal laufen sehen, wobei wir uns den Spaß nicht unbedingt gegönnt haben - es war doch ziemlich teuer und die zuständige Betreuerin der Hunde meinte, dass die warmen Temperaturen den Hunden nicht gut tun würden: erst bei -30° könnten sie richtig schnell laufen, denn sie lieben ja die kalten Temperaturen. So haben wir sie also mehr am Boden liegend und gelangweilt betrachtet, aber das war auch nicht schlecht. Es waren auch ein paar Welpen dabei, die wirklich ziemlich knuffig waren. Im Anschluss daran sind wir erstmal in ein Café gegangen, wo Theresa dann ein typisch läppisches Gericht gegessen hat: Rentier mit Kartoffelbrei und Preiselbeeren. Sah ziemlich gut aus, war aber wohl kein außerordentlicher kunlinarischer Genuss. Es wurde jedenfalls auf einem Holzteller serviert, der typisch für Lappland und die Samis ist. Als wir wieder nach draußen sind, war es dann schon ziemlich dunkel, und wir haben noch einen kurzen Abstecher zu den Rentieren gemacht. Auch dort verlangen sie natürlich für jeden Spaß Geld und so haben wir die Tiere nur von außen bestaunt, was auch ok war. Anschließend sind wir wieder rein und nochmal durch ein paar Souvenirshops, bevor es dann gegen 17 Uhr mit dem Bus zurück nach Rovaniemi ging. Abends sind wir dann nochmal in die Stadt gelaufen, haben eine Kleinigkeit gegessen und sind dann in eine Restaurant/Bar und haben dort etwas getrunken, während nebenbei der Fernseher lief, wo die finnische Präsidentin (Tarja Halonen) zur Feier des Unabhängigkeitstages im Präsidentenpalast in Helsinki einen Empfang gibt und wohl ca. 2.000 Gästen persönlich nebst ihrem Ehemann die Hand schüttelt - natürlich ein gesellschaftliches Ereignis der Elite Finnlands. Dann sind wir zurück ins Hotel und haben brav für unseren Test gelernt, den wir gestern hatten. Am nächsten Morgen sind wir dann nach dem Frühstück zum Flughafen, der komplett von Briten überrannt war - ganze 3 Chartermaschinen flogen gefühlte 300 Menschen dorthin zurück. Wir haben es immerhin auf unseren bescheidenen Inlandsflug zurück in die Hauptstadt geschafft, von der schneeweißer Landschaft auf dem Boden war über den Wolken nicht mehr viel zu sehen - aber die Sonne, die sich schon seit 2 Tagen nicht mehr hat blicken lassen. Alles in allem ein superschöner Ausflug. Schade, dass er nur so kurz war, aber dafür wahrscheinlich unvergesslich.

Nach diesem langen Text werd ich versuchen die Bilder etwas zu reduzieren und von jedem Ereignis nur 1 Bild zeigen ... mal schauen, inwiefern das möglich wird ;) Hier also jetzt die Fotos von unserem Ausflug:


Holzfällerbrücke von Rovaniemi


Arktikum-Museum 

im Museum


Polarlichter
Einer Sage der Sami zufolge entstehen die Nordlichter durch den Schweif eines Fuchses, der am Horizont entlang springt, hier also die Erklärung, warum ein Fuchs auf dem Bild zu sehen ist.


Lordi Platz in Rovaniemi - benannt nach der finnischen  Hard-Rock-Band Lordi, die 2006 den Eurovision Songcontest gewannen (der Sänger der Band stammt aus Rovaniemi)
der Kerzenfriedhof bei der Rovaniemi-Kirche
am Polarkreis im Weihnachtsmanndorf
(ein Teil der) Koordinaten des Polarkreises
HIER empfängt der Weihnachtsmann kleine und große Besucher aus aller Welt

die Laternen markieren den Polarkreis


die Poststelle, mit vielen Briefen von Kindern aus der ganzen Welt
die oben abgesprochene Tafel mit den Fakten über Briefe an den Weihnachtsmann
Wichten (oder Elfen) beim Sortieren der Post an den Weihnachtsmann
im Huskypark








am Mittwoch beim Heimflug
und über den Wolken :)

und hier ein paar von Theresas Fotos:

beim "Überqueren" des Polarkreises




Theresas Rentier-Gericht




Terveisiä Helsingistä!

1 Kommentar:

  1. Liebe Denise, das war ja eine Überraschung - Post vom Weihnachtsmann. Wir haben uns ganz sehr gefreut - haben vielen lieben Dank, dass Du an uns gedacht hast. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Dir und auf Deine spannenden Geschichten von diesem Teil unserer Erde. Komm gesund nach Chemnitz zurück. Bis zu unserem Wiedersehen sei ganz lieb umarmt von uns.
    Wir wünschen Dir ein scheeeeenes Weihnachtsfest. Du warst ja nun an der Quelle und müßtest die tollsten Geschenke bekommen. Ich denke dass schönste Geschenk ist, dass Du mit Deiner Familie die Weihnachtszeit verbringen kannst und dass Du das alles erleben darst.
    Bis bald Ria und Harry

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